home
→ english version

→ Erster Test

→ Kick-Off Meeting


Von Tankstellen, Öffnungszeiten und Motorradmessen - Die Beweggründe

Schaue wir auf die vergangenen 4-6 Jahre zurück (Claus 6 - u. Gunter 4 Jahre), so beschleicht uns das Gefühl, dass diese im Grunde nicht die schlechtesten waren. Wir arbeiteten bis vor kurzem im IT-Business (...schmerzzz...) - ihr wisst ja was das heisst (oder manch einer vielleicht auch nicht). Im wesentlichen löst man ständig die Probleme anderer Leute u. denkt sich manchmal seinen Teil bei dem ganzen Zeug (Blue Eye und Toothless, oder war´s andersrum), was eigentlich keiner braucht, aber jeder will,... wozu eigentlich der ganze Scheiss?! Keiner hat Zeit, jeder hat Priorität eins und überhaupt ... immer ganz schnell (asap !) ... und es dauert immer länger als man glaubt.
So kommt es, dass man irgendwann in der Tankstelle mit "Du" angeredet wird: "...und, wie immer?!". "Unsere" OMV-Tanke um die Ecke hatte teilweise schon geschlossen. Ständig ist man auf dem letzten Drücker beim Einkauf. Ich glaube der häufigste Satz, den wir in Kaufhäusern zu hören bekamen, war: "Liebe Kunden, bitte denken sie bitte daran, dass wir bald schließen..." oder so ähnlich. Da kann es auch mal vorkommen, dass man innerlich kocht, wenn man die Verkäufer/innen dann untereinander 5 min vor Ladenschluss tuscheln hört: "... kann der nicht eher einkaufen und endlich mal verschwinden ...!" ... oder kennst Du das Gefühl, dass man regelrechte "Hallos" bekommt, wenn man z.B. im Auto sitzt und Radio hört. Da kommt es mit unter vor, dass man sich einbildet das "Handy" (dämliche Übersetzung eigentlich) würde klingeln, man zuckt innerlich zusammen (zumindest ging es uns so), es war aber nur ein ähnlicher Ton aus dem Radio. Dabei ist es egal ob Feiertag, Urlaub oder Sonntag, es kann jederzeit klingeln ... und es sind immer Probleme – niemand ruft an und sagt: “ Hey, geil, alles funktioniert wunderbar und alles ist in Ordnung!”. Nun gibt es vielleicht Menschen, die das (noch) nicht stört, aber uns nervte das auf Dauer gewaltig. Es reift langsam der Gedanke: I c h m u ß weg !
Wie auch immer … eines schönen Tages im Oktober 2002 begab es sich, dass wir auf der I-Mot (oder Intermot) waren und uns dort einen Messekoller geholt haben. Es waren einfach zu viele Leute, die einem vorkamen, als hätten sie noch niiie Motorräder gesehen. Sie "pose-ten" auf den am Boden festgeschraubten Maschinen und ließen sich dabei von ihren Freundinnen in den atemberaubensten Posen fotografieren. Vielleicht hätte ihnen mal jemand sagen sollen, dass man die Kisten beim nächstbesten Händler sogar Probefahren kann.
Ab diesem Tage war es klar - Sooo geht´s nicht mehr weiter (da wird man ja nicht alt).
Wir saßen also nach der Messe im Auto ... "Bloß Weg hier!", kam Claus über die Lippen. "Weg? - Hört sich gut an. Wohin will'ste´ denn?" "Na ja, eben weg." "Gut, kann ich dir nur empfehlen." "Nein, ich meine wir". "Wiiie wir? (skeptischer Blick), ... ooohh nein, - nein kommt gaaar nicht in Frage – I c h k a n n nicht!.“ Gunter wehrte sich ganze 5 Min. (O.K. es waren vielleicht 10 Min.) "standhaft". Er hatte sich zwar innerlich schon entschieden, zierte sich aber halt noch ein bisschen.
Besonders seine Argumentation war lustig: "Ich habe doch einen guten Job. Bin zufrieden (?) … und überhaupt. Ich kann doch jetzt nicht aufhören." Claus sagte nur: "Mit dem G e e e l ä n d e e e w a a a g e n n n!" (…Pause…). Gunter: "Hmmmm, na gut. Wohin ?" "Weltreise!" "Wiiie, Weltreise?" "Na Weltreise halt. Eine Weltreise ist eine Reise um die Welt". Gunter: "Hmm. Gib mir noch bis morgen Zeit ... (kurze Pause) … ach was soll's, na klar bin ich dabei".
Somit hat die Entscheidung sich eine Auszeit zu gönnen gerade mal 10 Min. gedauert. (Den Messebesuch natürlich nicht mitgerechnet).
Nun ist es nicht so, dass wir völlig blauäugig in die Welt hinaus fahren. Wir sind uns sicher, daß wir haufenweise kleinere und größere Probleme auf unserer Reise haben werden. Aber, - es sind zumindest unsere Eigenen!

Trotzdem: Hätte Claus nicht die Möglichkeit gehabt vor 6 Jahren diesen Job anzufangen, müsste er sich keine Gedanken über sein zeitweises Verschwinden machen muessen. Er hätte schlichtweg einfach nicht das Geld dazu gehabt, einen Geländewagen zu kaufen, ihn aufzurüsten und einmal kreuz und quer um die Welt zu fahren. Das Gleiche trifft auch fuer Gunter zu.

Der entscheidende Punkt ist unserer Meinung nach die Fähigkeit Grenzen zu ziehen und das zu machen, was man gerade für das Richtige hält. Im Moment zieht es uns in die Welt hinaus.

Vorbereitungen oder Antworten auf die üblichen Fragen:
Befasst man sich ernsthaft damit eine etwas längere Reise anzutreten, so stellt sich relativ schnell heraus, was evtl. an “Planung” Sinn macht und was nicht. Insbesondere sind gerade die Fragen, die uns immer wieder gestellt werden, die Unwichtigsten. Hier die TOP 4:

Frage 1: Ist das nicht gefährlich ?
Hmm, wenn´s dumm läuft - ja. Aber wer kann das schon sagen. Es gibt mit Sicherheit gefährliche und weniger gefährliche Gegenden und Situationen. Andererseits: Diese Ängste werden meistens von Leuten vorgetragen, die ihr "Wissen" nur aus dritter Hand haben (von einem Freund, dessen Bekannter gehoert hat, dass …). Und meistens ist alles eh nur halb so doppelt.

Frage 2: Wie macht Ihr das mit dem Geld ?
Geld ist ehrlichgesagt nicht unwichtig. Andererseits gibt es Geld so ziemlich weltweit. Es steht vielleicht nicht überall gleich ein Bankautomat rum, wir werden halt bei der Geldbeschaffung zuschlagen, wenn die Gelegenheit günstig ist (Natürlich in Massen ;-) ). Die Einheimischen müssen ja schliesslich auch irgendwie an Geld rankommen und Banken gibt’s auf der ganzen Welt.

Frage 3: Habt ihr schon eine genaue Reiseroute ?
Die Route ist im wesentlichen durch die Kontinente und möglichen politischen od. geografischen Eigenheiten bestimmt. Neben dem Klima, dem Wetter, den Leuten, der Gegend und der gerade herrschenden persönlichen Stimmung. Es macht überhaupt keinen Sinn einen detailierten Plan aufzustellen, „Wann“ man „wo“ sein will. Den Terminkalender werden wir zu Hause lassen. Es gab da mal eine überaus passende Werbung: "From a land, where a palm is still a tree, not an organizer".

Frage 4: Wie lange wollt Ihr unterwegs sein ?
Naja, ein Ziel ist “einmal kreuz und quer um die Welt zu fahren" (Prio 1 - asap! ;-) ). Wir haben bewusst keinen vordefinierten zeitlichen Rahmen vorgesehen. Es ist ein ganz entscheidender Unterschied zwischen Urlaub und dem was wir vorhaben. Urlaub ist per Definition ja schon zeitlich beschränkt. Es ist ein ziemlicher Luxus zeitlos unterwegs zu sein. Soll heißen: Ich muss nicht an einem bestimmten Datum irgendwo sein. Ich muss keine Flüge "erwischen" oder weiß im voraus schon genau, dass ich nach 2, 3, 6 oder irgendwas Wochen wieder zuräck sein werde. Beim klassischen Urlaub denkt ein jeder schon am Anfang der Reise an deren Ende.
Dennoch gibt es durchaus zeitliche Richtwerte, die aber eher klimatisch und finaziell bedingt sind. Es macht mitunter wenig Sinn im nördlichen Winter in Alaska zu sein, oder aber im August in Feuerland. Ist die Kohle alle, geht eben auch nix mehr.

Wir sind der Meinung, dass man so eine Reise eigentlich gar nicht so perfekt durchplanen kann, die Situation wird den Weg weisen. So verschwendeten wir keine Zeit mit einer genauen Routenplanung und einem Zeitplan. Wir wussten nur, dass wir einmal ringsrum fahren wollten, - und damit in Afrika anfangen. Der Rest wird sich schon ergeben.
Auch die Frage nach Sponsoren stellte sich fuer uns von Anfang an nicht. Dies birgt nur Verpflichtungen, welche ein unbeschwertes Reisen verhindern koennte.

Viele bringen auch den Begriff des "Aussteigers" an. Um es klar zu sagen, wir sehen uns nicht als solche. Der Begriff "Aussteiger" hat einen negativen, ja sogar einen radikalen "touch", uns sind die Annehmlichkeiten des hiesigen Lebens durchaus bewusst. Jedoch auch dessen Haken und Ösen. Uns geht es darum, die Welt anzuschauen, für eine Zeit andere Dinge zu tun und zu lassen. Wir hatten den "Business-Mist" bis "Oberkante Ritzenpumpe". Jetzt sind mal andere Dinge wichtiger.
Wir haben uns schlicht und einfach mal dafür entschieden die Hektik beiseite zu legen und loszuziehen. Die Zeit ist perfekt und wir haben ganz einfach nur Bock drauf, wollen auch mal was anders sehen und erleben – das ist alles. Wir wollen die Zeit genießen, uns auf das Wesentliche beschränken und bloß keine Hektik aufkommen lassen. Mit der Lebensweise eines Faultiers ergeben sich da durchaus einige Übereinstimmungen. Daher der Name "Slothtour"...

...und los get's.


Claus & Gunter

April 2004




home   Kontakt