Nach dem verhassten 23 stündigen Flug von Jo'burg nach Rio de Janeiro (über Sao Paulo) kamen wir endlich am späten Abend in Rio an. Die Stadt sieht bei Nacht aus der Luft wunderschön aus. Es hatte noch 30ºC, endlich ist es mal wieder warm. Auf der Fahrt mit dem Taxi zur vorher organisierten Unterkunft in der Nähe der Copacabana gab es wiedermal Strassensperren und Checkpoints. Wir dachten, das sei nun endlich mal nach Südafrika vorbei. Es ist wohl so, dass die Polizei den "Drogenkollegas" den Kampf angesagt hat, und so ist es derzeit wohl ein bisschen unruhig in Rio. Da das Wetter recht diesig war, taten wir den ersten Tag nichts, ausser ein bisschen in der Stadt herumzulaufen. Uns gefiel es hier auf Anhieb. Es gab überall für wenig Geld Leckerlies und Bier, alles total stressfrei.
Am Abend gingen wir mit John aus, einem Engländer, der im Hostel arbeitet, und besoffen uns ordentlich mit Caipirinha. Das Bier in Brasilien ist nicht so der Reisser, aber die Caipis umso mehr. Wir hatten Glück, und das Wetter wurde klarer. Daraufhin wollten wir natürlich die Stadt von oben sehen und da lag es Nahe, dass wir den Corcovado besuchen. Hier steht ja bekantlich der übergrosse Jesus mit seinen weit ausgebreiteten Armen und man hat einen herrlichen Blick über diese wunderschöne Stadt. Schliesslich verbrachten wir fast den ganzen Tag hier oben, da ein Stromausfall die Rückfahrt mit der Zahnradbahn verhinderte. So "genossen" wir eben ein paar Bier und den herrlichen Ausblick. Nun war bereits der 15.10.04, an diesem Tag sollte das Schiff mit unserem Auto im Hafen von Santos einlaufen. Da der Zoll am Wochenende geschlossen hat (in einem Hafen, seltsam?), entschlossen wir uns erst am Sonntag mit dem Bus nach Santos über Sao Paulo zu fahren. Dies war keine grosse Aktion alles lief easy ab. Die Fahrt von Sao Paulo nach Santos war herrlich, da sich die Strasse am Berg entlang zum Meer hinunterschlängelte, und alles war schön grün. Wir suchten uns ein billiges Hotel in Strandnähe und gönnten uns am Abend an einer Strandbar einige Caipis - Die Dinger hauen voll rein!
Am Montag sind wir gut gelaunt mit dem Bus ins Zentrum gefahren, nebenan ist auch gleich der Hafen. Wir suchten unsere Schifffahrtsgesellschaft "Hamburg Süd" auf und liessen uns Adressen von sog. "Clearing Agents" geben, welche für den unvermeidlichen Papierkram benötigt werden und sich auch im Hafen auskennen. Die ganze Organisation war ein bisschen schwierig, da niemand so recht englisch sprach. Wir bekamen von allen Seiten schon so Andeutungen, dass es mit dem Auto schwierig werden könnte. Das erste Agentenbüro war sehr bemüht und freundlich und schickte einen Angestellten los, um jemanden zu suchen, der das Auto aus dem Hafen bringen kann. Alle schüttelten den Kopf und hielten es für unmöglich, bis wir vor der Hafenbehörde auf Francisco trafen. Er nahm sich unser an, ging mit uns zum Zollchef und alles sah anfänglich ganz gut aus. Er meinte wir sollen am Mittwoch wiederkommen, da er bis dahin alle nötigen Papiere organisiert hätte. Am Mittwoch standen wir wieder auf der Matte und gingen mit Francisco zum Zoll. Durch die Fensterscheibe des Büros sahen wir schon die fragenden und verneinenden Gesichter, und so war diese Aktion erfolglos. Francisco hat das ganze Gezeter auch nicht recht getaugt und er organisierte eine Dolmetscherin für uns. Am nächsten Tag wussten wir endlich was das Problem war. Wir erklärten, dass wir das Auto ja wieder ausführen wollen und es daher kein Import sei. Es gab jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder nach z.B. Buenos Aires weiterverschiffen, oder die Mühlen der Bürokratie anlaufen zu lassen. Da das Weiterverschiffen auch nicht so unkompliziert war, entschieden wir uns für den Papierkrieg.
.....So, jetzt ging's erst richtig los!
Als erstes musste Claus seine Geburtsurkunde ranschaffen, ohne die geht in Brasilien gaaar nüscht. Dann wurden zahlreiche beglaubigte Kopien des Passes usw. benötigt. Dies alles war nötig, um eine Steuernummer zu beantragen. So liefen wir die darauffolgenden Tage von "Pontius bis Pilatus" und kannten irgendwann alle Ämter in Santos. Irgendwann hatten wir dann die Steuernummer, die man als Ausländer eigentlich gar nicht bekommt! Mit der Steuernummer kann Claus jetzt in Brasilien arbeiten oder vielleicht mit Immobilien spekulieren - alles ist jetzt möglich. Die ersten Zahlungen wurden fällig, und der Papierstapel wuchs unaufhaltsam. Wir holten uns noch Rat beim dt. Konsulat. Dort half man uns auch beim Übersetzen der zahlreichen Dokumente. Nach 9 Tagen hatten wir scheinbar alle Unterlagen zusammen. Aber jezt kam plötzlich das Problem auf, dass das Auto ja gar nicht leer ist! Klamotten, Campingzeugs, Werkzeug und Ersatzteile lagen im Auto. Dies alles stand aber nicht auf der "Bill of Lading", die Frachtpapiere aus der u.a. der Inhalt, die Container- und Siegelnummer hervorgehen. Wir dachten eigentlich, der Wisch sei nur dazu da, dass der Container nur in die richtigen Hände kommt. So befürchteten wir, dass der ganze Kram nun von vorne losgeht. Jetzt kam das "Geld unter der Hand" ins Spiel um den Zoll davon zu überzeugen, dass das Auto leer sei. Da wir sowas noch nie gemacht haben, und der Ausgang ungewiss war, fühlten wir uns dabei nicht recht wohl. Wir rechneten die Sache nochmal durch, erkundigten uns, was an Schmierung üblich sei, was ein Container nach Buenos Aires kostet, und entschieden uns dann für die recht gewagte, weniger legale Variante. Ist nämlich der Container erst entsiegelt und funktioniert die Bestechung nicht, gibt's erst richtige Probleme. Unser Krempel würde dann vom Zoll konfisziert werden. Das wäre extrem fatal gewesen da das Zeugs in Brasilien nicht so einfach wiederbeschafft werden könnte. Wir also am nächsten Tag zum Zoll. Hier sahen wir nach einem unendlich langen Monat unser Auto wieder. Der Zollmensch war von unserer Karre begeistert, es wurde die Fahrgestellnummer abfotografiert, der Inhalt überprüft und er gab, "Al hamdu lillah" – "Gott sei Dank", sein OK. Und das alles ohne Schmiere. Wir waren überglücklich. Am darauffolgenden Tag zahlten wir die noch ausstehenden Rechnungen (jeder Tag im Hafen kostet Geld), und gingen zum Hafen um das Auto abzuholen. Jetzt war aber plötzlich der Container verschwunden. Und so hatten wir noch weitere 4 Std. Nervenkitzel. Am Ende wurde alles Gut und wir verliessen noch am selben Tag Santos. An dieser Stelle einen grossen Dank an Francisco Luiz de Oliveira Netto, unser Agent und an Michael H. Rousseau (hoffentlich richtig geschrieben) vom dt. Konsulat!
Abgesehen davon, dass ein Elefant schneller durch ein Nadelör geht, als ein Auto durch den brasilianischen Zoll, gefällt uns Brasilien wirklich gut. Die Menschen sind entspannt und freundlich, alles ist easy. Am meisten Spass macht das Einkaufen, da es für uns recht preiswert ist. Man gehe in irgend einen kleinen Laden, kaufe sich einen Liter Cachaça, braunen Zucker und Limetten (alles zusammen ca. 3 US$) und herrlichste, grosse Steaks "Bife de lomo" - das Feinste vom Feinsten - suche sich eine schöne Stelle fern der Strasse, mache ein Grillfeuer, würze die Riesensteaks, stampfe die Limetten, fülle das Ganze mit Cachaça auf und schmecke es mit braunen Zucker ab - der Abend ist gerettet. So, oder so ähnlich sind wir wildcampend bis Foz do Iguaçu gefahren. Hier an der Grenze zu Argentinien und Paraguay befinden sich die faszienierenden Wasserfälle von Iguaçu. Diese haben eine Breite von 3km und fallen 70m tief inmitten einer herrlichen Urwaldlandschaft. Hier haben wir auch eine Bande niedlicher und ganz und gar nicht scheuer Waschbären getroffen. Die sehen irgendwie ganz lecker aus mit ihrem Knuspernasen und dem gestreiften Schwanz, nur leider darf man im Nationalpark nichts anfassen. Im Ort haben wir noch ein paar Besorgungen gemacht, als wir an einem Kaufhaus noch ein riesiges Problem verursachten. Wir hatten (sicherheitshalber, doch unnötigerweise) noch ein paar Bier für Paraguay gekauft, da gab es Probleme mit dem Flaschenpfand. Wir standen an der Kasse und es schien schier unmöglich das Leergut zu berechnen. So wurden aus den Bierflaschen kurzerhand Coca-Cola Flaschen auf der Rechnung. Anschliessend ging es direkt zur paraguayischen Grenze. Wir fahren über eine Brücke und waren zu unserem Erstaunen bereits aus Brasilien draussen. Im paraguayischen "Immigration Office" wollten sie uns keinen Einreisestempel geben, da der Ausreisestempel von Brasilien fehlte. Also zurück über die Brücke nach Brasilien, wir holten uns die Ausreisestempel ab. Das Ganze war eine Sache von ein paar Sekunden, für das Auto hat sich gar keiner interessiert. Wir haben noch nicht mal den Zoll gesehen! Und da machen die so einen Aufriss in Santos!? Alle unsere schönen Dokumente wollte gar keiner haben!
Brasilien ist wirklich gross und hat viel zu bieten, deshalb haben wir auch vor, das Amazonasgebiet zu erkunden. Somit wird es wahrscheinlich noch einen zweiten Teil geben.