Die Einreise nach Brasilien war wieder mal etwas komplexer. Bevor wir von der Fähre auf brasilianischen Boden fahren durften, wurde erst mal die Desinfektionsquittung (aus Bolivien) in 2-facher Ausführung verlangt, wir hatten aber nur ein Exemplar. Danach war die int. Zulassung, der int. Führerschein und der Impfpass fällig und die Bemerkung, dass das Auto auf jeden Fall noch gesäubert werden muss... Willkommen in Brasilien. Dann durften wir von der Fähre runter, mussten aber im Zollgelände bleiben, da der Zoll mitlerweile geschlossen hatte. Uns war es recht, da wir dort kostenlos und sicher stehen konnten - was will man mehr (Wir durften im Auto pennen und auch in die Stadt laufen).
Am nächsten Morgen hatten wir erstmal ein ausgiebiges Frühstück und alle staunten und freuten sich, wie wir da so im Zollgelände campten. Die Zollformalitäten dauerten ca. 2,5 Stunden, in der Zwischenzeit waren wir beim Immigration Office irgendwo im Ort (so einfach kommt man ohne Stempel ins Land - was das bloss sein soll?). Erst war die Tür des Büros geschlossen, dann verlangte er den Impfausweis, und so lief Claus zum ca. 1km entfernten Zoll zurück. Wieder im Büro wollte er plötzlich einen Nachweis über unsere Finanzen und so war Gunter an der Reihe loszulaufen um die VISA-Karten zu holen. Warum sagt er dass denn nicht gleich... Lustig war auch, wie der Zoll uns inständig bittete unbedingt die Zollpapiere bei der Ausreise abzugeben. Ist trotzdem alles Käse, weil niemand wirklich einen Nachweis hat, ob das Auto nun tatsächlich wieder ausgeführt wurde. Wir kauften uns noch eine pupsgemütliche Hängematte und los gings nach Porto Velho.
In Porto Velho ging es extrem laut zu. Jeder Laden hatte vor der Tür seine eigenen Monsterboxen stehen, aus denen unaufhörlich grausamster Beat auf die Strasse plärrte. Am Abend hackten wir uns, wie es sich für Brasilien gehört, mit billigsten Caipis zu... Am nächsten Tag tankten wir voll was ging und nahmen die Strecke Porto Velho - Manaus in Angriff. Diese Strecke soll nach Aussagen anderer Reisenden unmöglich zu befahren sein. Weil uns aber KEINER sagen konnte warum! das nicht möglich sei, mussten wir es eben selber rausfinden. Üblich ist es die Strecke mit dem Schiff über den Rio Madeira zu überwinden. Wir hatten genug Sprit an Bord für den Fall, dass wir kurz vor Manaus scheitern sollten und den gleichen Weg wieder zurückfahren müssten. Die Strecke war schon recht mühsam, und die Brücken waren allesamt statisch bedenklich. An einer Brücke sind wir sogar hinten eingebrochen, es ging aber noch mal gut. Fast genau in der Mitte der Strecke standen wir vor einer zusammengebrochenen Brücke und wären daran fast gescheitert. Es gab aber einen sehr steilen und rutschigen Weg (es war Regenzeit) hinunter zum Flussbett. Die Karre drohte fast zu kippen, aber alles ging gut. Es war bereits dunkel und wir wollten nur noch ein paar Kilometer fahren, und da ist es dann doch passiert... Wir sumpften uns gnadenlos ein und sassen komplett auf. Der Einsatz von Schaufel und Sandblechen half nichts, also musste nun zum ersten mal der Greifzug ran. Es war bereits stockdunkel und es stellte sich doch tatsächlich als schwierig heraus, einen geeigneten Baum im Urwald zu finden. Den ersten rissen wir aus und so mussten wir tiefer in den "dunklen, gefährlichen" Dschungel (voll mit Giftspinnen, Schlangen, Blutegel, und hinter jedem Gebüsch lauert der Jaguar) vordringen, um einen Standhaften zu finden. Schliesslich bekamen wir den Toyo nach 3,5 Std. schweisstreibender Schwerstarbeit wieder frei... dann hatten wir uns erst mal ein Bier verdient und campten direkt hier.
Da auch die Einheimischen nicht zaubern können, zogen wir am nächsten Tag einen hoffnungslos festgefahrenen Hilux raus.
Nach 680km, davon 450km übelste Piste und zweimal steckenbleiben, waren wir nach 3 Tagen in Manaus, eine Grossstadt mitten im Wald. Damals reich durch Kautschuk geworden, der nach Erfindung des Reifens 1888 extrem gefragt war. Hier feierten wir erstmal unsere gesparten 300US$ für die Schifffahrt und die (sowieso schon vermutetete) Erkenntnis, dass man alles selber ausprobieren muss...
Durch einen Zufall machten wir dann doch noch eine 3-Tages Amazonastour. Diese war auch noch exclusiv nur für uns beide. Wir sahen zwar nicht viele Tiere, wanderten aber im Dschungel herum und sahen nützliche und giftige Planzen, angelten Piranhas und übernachteten in der Hängematte unter freiem Himmel bzw. Bäumen. Das Mosquitonetz war dabei nicht nötig, nur die Ameisen zwickten hier und da. Ein bisschen komisch war uns nur als unser Guide sicherheitshalber die Schrotflinte mit auf dem Weg nahm. Am letzten Tag regente es in Strömen und unser Guide hatte einen Malariaanfall. So verpassten wir den Bus und mussten noch eine Nacht in so einem Kaff verbringen. Dort lernten wir den Obermacker in der örtl. Fressbude kennen. Er stellte seinen weissen Ford Pickup rückwärts zur Bude. Auf der Ladefläche stand eine riesige Box mit Verstärker und aus dieser brüllte volle Kanne der übelste Beat. Wir haben unser eigenes Wort nicht verstanden, aber in Brasilien steht man voll auf extremen Lärm. Hier wären wir fast an "unser täglich Caipi" gescheitert, kauften uns aber alles selber zusammen, da keine der 5 "Bars" in der Lage war uns einen zu mixen. Über unseren Hängematten brannte das Licht bis 11Uhr, da das örtliche "Kraftwerk" so lange arbeitete, Lichtschalter gab es keine.
Wieder zurück in Manaus hatten wir wie immer einen guten Abend. Am nächsten Morgen ging es Richtung Norden nach Venezuela. Unterwegs pennten wir an Tankstellen, da dort immer ein WC und Duschen kostenlos vorhanden waren. Bei der Ausreise mussten wir noch eine Stunde warten bis das Immigration Office der Brasilianer öffnete und natürlich gaben wir unseren Zollschrieb für's Auto ab (Obwohl uns natürlich keiner danach gefragt hatte).