In Bocas schnappte dann die Falle zu – jetzt mussten wir dem von PC´s und Internet absolut keine Ahnung habenden Franz beim Aufbau des Internet-Cafes helfen und so sollte es so kommen, dass wir 8 Wochen! auf dieser Insel Bastimento verbrachten oder besser noch "gefangen" waren.
Nicht das es langweilig war, ganz im Gegenteil, jeden Tag war was anderes. Ständig wackelte die gesamte Bude (zumindest die in Bocas, die in Bastimento drohte dann immer einzustürzen), wenn Franz und Zuleima (eine Kolumbianerin) so richtig loslegten und jeden Abend gab´s Rum mit Cola.
Anfänglich verbrachten wir sehr viel Zeit mit warten und so bekamen wir sehr schnell mit, wer wo wohnt, lernten alle "wichtigen" Personen kennen, wussten wer wann wohin geht und wer was macht ... immer die gleichen Gesichter und Sprüche ..."ey Icemaaan, alles klar?!" (der Zwerggorilla Carlos), "ey Fraaanzzz – gimme plata" (der Schimpanse, von allen wegen seinem äusseren "Monkey" gerufen), ... "mi capitano nummerrooo uno ... tu malo y mui loco...Basi tourrr nummerrooo uno...loco alemanes ... mi lancha mui rapito" (Capitano nummero uno, Basi http://www.basitour.com ) und ständig kam irgend jemand und wollte irgendwas, meistens plata (hier Slang für Geld). Die Leute, und besonders die auf Bastimento, wo bis vor ein paar Jahren gar nüscht war, sprechen "Vari-Vari", ein Kauderwelsch aus spanisch, englisch und sogar deutsch mit österreichischem Akzent... "go hoam"...
Monkey, der für Franz das Boot fuhr, ist ein ultra krasser Typ. Ständig hatte er kein Geld zum tanken, beschiss quasi täglich Touris, die bei ihm Gras kaufen wollten und hatte immer die übelsten Ausreden und Geschichten auf Lager.
Zum ersten mal bekamen wir "Rassismus" zu spüren, nur weil wir "weiss" ;-) waren, wollte so manch weisse Touri-Gertrüde bei uns einfach nicht mitfahren (wenn wir mal selber mit Franz seinem "Wasser Taxi" gefahren sind) ... viele sind ja sowieso wegen ganz anderen Dingen hier im Urlaub ....
Alle diese vielen Ereignisse können wir hier gar nicht schreiben, das würde den Rahmen sprengen. Um aber einen kleinen Einblick zu bekommen, könnt ihr ja an den jeweiligen Stellen auf die Links "mehr dazu" klicken.
Nachdem Zuli nach einer Woche abgereist war, sind wir dann auf die Nachbarinsel Bastimento, in ein von Franz gemietetes Haus, gezogen – eine recht dunkle Hütte mit einer sehr gefährlichen Treppe ins obere Stockwerk. Der Weg dorthin war auch nicht ohne und wir machten uns auch gleich Sorgen, wie wir den beschwerlichen Weg überhaupt angeheitert meistern sollen. Und es kam, wie es kommen musste ... an einem Montag, auf Bastimento "Blue Monday" genannt, waren wir natürlich Abends aus ... total besoffen schafften wir den Aufstieg zur Hütte und keiner weiss eigentlich so recht, was dann genau vor sich ging. Plötzlich polterte es schrecklich, Gunter war so dicht, dass er gar nix mitbekam. Claus dachte sich im ersten Moment: "Ach Mann, was hat denn der blöde Gunter jetzt schon wieder angestellt ?!" – da aber plötzlich eine unheimliche "Totenstille" herrschte, wurde Claus dann doch nervös und schaute mal nach...
Was er da sah, war schockierend, unten am Fusse der Treppe lag bewusstlos Franz in seiner Blutlache und am Kopf klaffte eine riesige Wunde, sodass man den Schädelknochen sehen konnte (Claus hat leider die Knipse nicht gefunden). Er muss wohl voll von oben direkt mit dem Schädel auf die scharfe Kante der untersten Hartholztreppe aufgeschlagen sein. Claus blieb aber souverän ruhig, testete durch Ansprechen, ob er noch lebt – Franz erwachte und das erste was er sagte: "Lass mich!" ... Na gut, und so lief Claus los, um zum örtlichen Hospital zu laufen, welches aber bis auf einen Tag in der Woche geschlossen ist, und so schaute er bei der schlafenden Polizei vorbei, weckte sie um 3:30 in der Früh und versuchte zu erklären, was los ist. Die Polizei (in Unterhosen) hatte es aber nicht gerade eilig und so verstrich viel Zeit, bis sich was tat. In der Hütte angekommen, hat sich Franz in der Zwischenzeit die Treppe nach oben auf die Matratze geschleppt und fragte erstaunt: "Was machen denn die Bullen in meiner Hütte?" ... Gunter bekam immer noch nichts mit. Dann wurde ein Bootsfahrer geweckt, der dann Claus und Franz rüber nach Bocas ins Hospital fuhr. Dort wurde die riesige klaffende Wunde mit mehr als 15 Stichen genäht und Franz die "harte Sau" hat alles über sich ergehen lassen. Mittlerweile erwachte Bocas und jeder auf der Strasse wusste bereits Bescheid – allerdings kursierten die verschiedensten Geschichten ... Das Spektrum reichte von "von der Frau verprügelt" über "Ärger mit den Bullen" bis "ein paar Typen aufgemischt"; nur Gunter war immer noch ahnungslos. In der Zwischenzeit ist er aber auch aufgewacht und blickte überhaupt nicht durch ... keiner in der Hütte? Auf der Suche nach den beiden kamen Franz mit einer "Schlumpfmütze" und Claus auf dem einzigen Weg in Bastimento entgegen. Gunter sah schon von Weitem, dass da was nicht stimmt und nach der Erklärung brach ein heiden Gelächter aus.
Franz erholte sich recht schnell und die Arbeiten am Internet-Cafe sollten eigentlich weitergehen ... aber es scheiterte schon wieder an anderen Sachen ... der blöde Geldautomat spuckt wieder mal kein Geld aus – wieder mal stand alles still ... kein Material ... und so ist jeden Tag was anderes und wir kommen einfach nicht voran. Was wollen wir da machen? Also einen Bootsausflug an den wunderschönen Playa Polo, wo seit 40 Jahren der Namensgeber des Strandes in seiner Hütte ohne Strom und Wasser lebt. Noch schnell die Kühlbox mit Eis, Rum und Cola gefüllt und los ging´s. Der Polo, als einziger vernünftiger Typ, hat sich damals von Bastimento abgesetzt, weil ihm die Bastimentaner zu blöd waren. Er mag sie auch nicht besonders und schimpft extrem über sie. Recht hat er: wir kommen uns auch wie in einem Piratennest vor, alles voll Gauner, Betrüger und Spieler. Er lebt vom jagen, fischen, beklaut die Touris nicht, im Gegenteil, er passt während sie beim Schnorcheln sind auf die Sachen auf, lässt keinen Bastimentaner in die Nähe und hält seinen Strand absolut sauber. Hier sahen wir auch aus nächster Nähe unser erstes Faultier. Angeln konnten wir leider nicht, da uns der vor 4 Tage extra dafür gekaufte Köder, Angelhaken usw. geklaut wurde. Es wurde überhaupt einiges doppelt gekauft, weil ständig was "verschwunden" ist.
Es verging genau eine Woche seit Franz seinem Unfall und es war wieder mal "Blue Monday".
Hier in Bastimento glaubt jeder, dass er alles benutzen kann, wie er es gerade braucht. So schnappte sich so ein Typ einfach das Boot vom Franz und fuhr wegen irgendwelcher krummen Geschäfte mit ein paar Amis rüber nach Bocas. Gunter sprang gerade noch so ins Boot und wollte in davon überzeugen, dass es keine gute Idee ist, ohne Licht und ohne Franz seiner Einwilligung rüber zu fahren. In Bocas angekommen wollte Gunter natürlich zurück fahren und dieser Idiot wollte ihn davon abhalten und stellte die Kühlbox auf den Bootssteg. Als Gunter diese wieder ins Boot laden wollte fing der Typ an zu stänkern und so kam es wie es kommen musste ... eh sich Gunter versah, hat er eine sitzen - ein guter Treffer. Dann landeten beide erstmal im Wasser. Jetzt war Gunter ein bisschen sauer und wollte das Geld für die Überfahrt haben. Der Typ zog sich vom Bootssteg auf die Strasse zurück. Statt dem Geld bekam Gunter ein zweitesmal eine eingeklinkt. Aber so was steckt er locker weg, war nun stinkesauer und so musste dieser Typ dann leider doch „dran glauben“. Irgendwer hat in der Zwischenzeit die Polizei gerufen und so rückten sie mit Schlagstöcken an. Der Panni wurde erst mal von den Bullen bearbeitet und so konnte Gunter in der Zwischenzeit ins Wasser springen und in das abtreibende Boot reinkrabbeln. Leider stand die Kühlbox immer noch auf dem Steg und so verlor er viel Zeit, da er sie noch schnell ins Boot laden wollte. Auf der Flucht verfolgten ihn die Polizei mit einem viel schnelleren Boot und Suchscheinwerfer. Natürlich fingen sie ihn ab und zwangen Gunter zum anhalten. So musste er klatschnass diese Nacht im Knast von Bocas verbringen. Angenehm war das nicht gerade, da es in der Nacht doch recht kühl wird, er einen "schweren Kopf" von Cuba-Libre und Bier hatte und die Knie und Ellenbogen aufgeschrammt waren. Am nächsten Tag mussten beide im "casa blanca"
(weissen Haus) Vorsprechen und eine Strafe von 10,-US$ zahlen, weil es verboten ist, sich auf der Strasse zu prügeln. Dabei interessiert es offensichtlich nicht, wer mit dem ganzen Scheiss angefangen hat. Franz und Claus wussten aber zu diesem Zeitpunkt absolut nicht was los ist und wo ich bin. Sie haben schon die schlimmsten Vermutungen gehabt und machten sich Sorgen. So sind wir jetzt hier bekannt wie die "bunten Hunde" und jeder wusste wieder mal, noch bevor Gunter aus dem Knast kam, am nächsten Tag von dem Zwischenfall.
Eines schönen Tages hatten wir endlich mal Material, da wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass heute der 1. Mai sei und da wird nicht gearbeitet – also wieder nix. Also machten wir wieder mal einen Ausflug mit dem Boot und fuhren an die schönsten Schnorchelplätze und wollten angeln. An anderen Tagen gab´s keinen Strom oder der Geldautomat hat zwar endlich mal Geld ausgespuckt, da gab´s aber kein Benzin. Wir wollten eigentlich in David Hardware und andere für´s Internet-Cafe wichtigen Dinge einkaufen, kamen aber mangels Sprit nicht von der Insel runter. Oder aber, wie am Anfang so oft, funktionierte die Internetverbindung nicht. Langsam glauben wir auch an den hier sehr weit verbreiteten "Brujo" (der Hexenmeister, Zauberdoktor oder Magier).
Da unser Capitano "Monkey" ständig das ganze Geld, was er mit dem Boot vom Franz einfährt selber einsteckt, dann noch immer Geld für´s Tanken haben will und sich z.B. einfach neue Schuhe kauft, oder geklautes Schnorchelequipment anstelle von Geld abgibt, fahren wir, weil wieder mal die Baustelle steht, selber. Siehe da, trotz weisser Hautfarbe verdienen wir richtig gut mit Wassertaxi oder Touren und finanzieren uns damit unser Essen und die abendlichen Partys. Wir hatten natürlich auch unendlich viele schöne Abende auf unserer Terrasse oder in der "Blue Bamboo Internet-Bar". Ständig hatten wir anderen Besuch und auch mal einen Schweizer bei uns in der Hütte einquartiert, der sogar ein paar Tage blieb und auch einen kleinen Obolus entrichtete.
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Inzwischen kam auch Zuli wieder aus Panama-City zurück und krempelte den Tagesablauf grundlegend um. Das Lotterleben war nun vorbei. Jeden Morgen laufen die 3 Zwerge im Entenmarsch den schmalen Weg hinunter zur Arbeit. Der eine trägt die Kreissäge, der andere den Akkuschrauber, der dritte schleppt die Werkzeugtasche und Schneewittchen schmeisst den Haushalt und macht für die hungrigen Zwerge Abendbrot... Auch mit unseren bombastischen Terrassenpartys war nun Schluss.
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Der Tag begann immer damit, dass die Bedienung im Restaurant jeden Morgen vergessen hatte, was wir schon seit Wochen täglich zum Frühstück essen (dos Omelettes con queso, vegetales, dos Ojaldres y tres Cafe negro), also immer wieder aufs Neue beschreiben. Sollte es mal leicht abweichen, z.B. nur 2 Cafe oder einen Saft zusätzlich, ging es auch sofort schief. Wir hatten manchmal das Gefühl, dass sie schon auf dem Weg zur Küche vergessen hat, was wir eigentlich nun genau bestellt hatten.
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Wir werden zwar nicht reich (war ja sowieso klar), aber das Internet-Cafe in Verbindung mit den Bootstouren und Wassertaxi läuft zumindest so gut, dass 5 Leute (Franz, Claus, Zuli, Bibi und Gunter) davon leben können und würde nicht immer so viel geklaut werden, könnte auch mal was beiseite gelegt werden... Wir kamen mal nach einem guten Tag nach Hause und wollten unsere Einnahmen feiern, da mussten wir feststellen, dass die Gasbuddel geklaut war (40,-$ weg) ...es ist zum verzweifeln ... >>
Klauliste
Ausserdem entwickelt sich das Internet-Cafe zu einer Internet-Bar – "surf and drink" – lustige Partys hatten wir, die oft bis in den Morgenstunden gingen, aber wir mussten immer "pünktlich" (nach karibischer Zeit) öffnen ... auf Dauer gaaanzzz schööönnn anstrengend!
Während dem Umzug in eine andere Hütte, welche nicht so abseits liegt, bekam Franz am hellerlichten Tag auf öffentlicher Strasse voll eine eingeklinkt. Franz lief mit 2 schweren Taschen über den Schultern den Weg entlang, da kam der Rastamaaan von der "Klaubande" und donnerte ihm im Vorbeigehen voll eine rein ... ganz dicht sind die Burschen nicht. Hätten ihn nicht ein paar Leute aus dem Dorf geholfen, wäre die ganze Sache vielleicht eskaliert. Das war wohl die Rache dafür, dass wir ihn angemacht haben, nachdem wir wieder mal eines Abends nach Hause kamen und der Schmuck von Zuli geklaut war. Da waren wohl auch Familienstücke bei und Franz wurde mal so sauer, dass er einen von den Klautypen zur "Rede" stellen wollte. Die Rastatypen hier darf man sich nicht wie die üblichen entspannten und bekifften Typen von Andernorts vorstellen ... die sind auch mal zugekokst und unberechenbar.
Wollten nun als krönenden Abschluss endlich mal die riesigen Wasserschildkröten bei der Eiablage nachts am Strand beobachten. Trafen glücklicherweise 2 Mädels aus Köln, die es auch interessierte. So packten wir fix die Hängematten, die Machete, ein bisschen was zu essen und natürlich Wein ein und fuhren am Nachmittag zum Playa Larga auf Bastimento. Claus und Franz sind mit den Mädels in den Dschungel gegangen, um Affen zu beobachten. Gunter baute das Nachtlager direkt am Strand auf. Wir sahen auch noch ein Faultier und einen schönen blau-grauen Rochen. Die Spuren vom Vortag beeindruckten uns sehr, da sie uns fast so breit wie Traktorspuren vorkamen – man, müssen diiieee gross sein. Irgendwann in der Nacht sind wir dann den 3km langen Strand entlang gelaufen, sahen aber leider keine Wasserschildkröten. Fast am Ende trafen wir einen spanischen Biologen und einen Texaner (kein typischer), die auf die Schildkröten aufpassen. Leider sind alle 7 Meeresschildkrötenarten vom Aussterben bedroht.
Bei ihnen in der Hütte bekamen wir Kaffee und hatten einen schönen gemütlichen Abend ... da kam plötzlich erfreut der Spanier und sagte, das direkt am Haus eine Lederschildkröte ist. Wir hin und: ein riiieeesen Teil. Es war gerade Vollmond und so hatten wir eine recht gute Sicht (eigentlich nicht die beste Zeit für Schildkröten - hatten wohl Glück). Wir beobachteten sie von weitem und nachdem feststand, dass sie keine Eier legen wird (sie war zu nah am Wasser) durften wir auf 2m ran. Nach einer Weile robbte sie wieder zurück ins Wasser, hob noch mal den Kopf und glitt elegant davon. Diese Viecher sehen echt wie Dinos aus, sehr urtümlich. Der Panzer ist auch nicht so glatt und hart wie wir uns vorgestellt haben und man kann die Muskeln durch den Panzer spüren. Wir wollten zurück zum Nachtlager, da entdeckten wir eine andere frische Spur, verfolgten sie und ... wow, ein weiteres riesiges Exemplar. Sie war gerade beim Eier legen und so verharrten wir wahrscheinlich über eine Stunde, es wurde nicht langweilig, nur die beissenden Sandfliegen waren ein bisschen lästig. Die spätere Vermessung hat eine Panzerlänge von 1,67 m ergeben, wohlgemerkt – ohne Kopf und Schwanz. Die Lederschildkröten sind wohl die grössten und haben auch eine grössere Spannweite, als ein Mensch in gleicher Grösse seine Arme ausbreiten kann. Ausserdem sind sie gar nicht so langsam und haben sehr viel Kraft. Bei der Vermessung der Panzerlänge, lief sie unbeeindruckt weiter, obwohl der Spanier auf ihr drauf sass.
Danach checkten sie die Eier, vermassen die Legestelle und wir waren erstaunt, wie tief diese vergraben sind – gerade, dass man mit dem Arm noch runterreicht.
Das war ein wirklich guter Abschluss und wir sind total happy ... und können dann doch mit einigen sehr schönen Erlebnissen weiter nach Costa Rica über Changinola fahren.
An dieser Stelle ein fetter Dank an Icemaaan Franz! Du hast uns die bisher interessanteste Zeit beschert und es geschafft, dass wir doch tatsächlich 8 Wochen an einer Stelle blieben (auf einer Insel!). Es war wunderbar, wir werden es dir NIIIEEE vergessen... so eine blöde Idee ein Internet-Cafe auf Bastimento zu bauen - maaan!... ;-)
Das bringt nämlich, haben wir uns sagen lassen ... muuuucha plata!!!